Anfrage Bachelorstudiengang "Psychologie"

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Sümeyra
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Registriert: Sa 25. Mai 2024, 18:12

Bearbeitet Anfrage Bachelorstudiengang "Psychologie"

Beitrag von Sümeyra »

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe aktuell den Bachelor zur Rehabilitationspädagogik absolviert und interessiere mich sehr für den Bachelorstudiengang als Zweitstudium "Psychologie". Allerdings gibt es bei mir situationsbedingt einige Schwierigkeiten, weshalb ich gerne mit Ihnen in Kontakt treten möchte, um Ihnen meine Situation zu schildern.

Ich bin 30 Jahre alt und habe eine Körperbehinderung. Aufgrund eines unglücklichen Sturzes vor 18 Jahren erlitt ich eine inkomplette Querschnittslähmung mit 24 Stunden Beatmungspflichtigkeit. Durch meine Erkrankung bin ich körperlich beeinträchtigt, sodass ich rund um die Uhr betreut werden muss, da ich die Tätigkeiten/Handlungen nicht selber ausführen kann. Zudem bin ich eine "Intensivpatientin", weil ich auf ein Beatmungsgerät angewiesen bin. Durch die Intensivpflege werde ich rund um die Uhr von einem ambulanten Intensivpflegedienst betreut, weshalb ich ortsgebunden bin. Ich wohne in einer behindertengerechten Wohnung in Lünen. Die intensivpflegerische Versorgung erfolgt durch Fachpflegekräfte, wodurch meine Wohnsituation nicht flexibel ist. In Deutschland herrscht Fachkräftemangel und es ist ziemlich schwierig, zu Hause von einem Intensivpflegedienst kompetent und zuverlässig versorgt zu werden. Glücklicherweise habe ich derzeit ein Team, das mich sicher, professionell und verantwortungsbewusst versorgt. Jedoch ändert sich das, sobald ich in einen viel weiteren Ort wie Hamburg umziehen müsste. Dort würde ich mit Problemen konfrontiert werden, wie beispielsweise die Suche nach einer geeigneten Wohnung sowie nach einem kompetenten Intensivpflegedienst, wo ausreichend Fachpflegekräfte vorhanden sind. Diese Punkte sind für mich essenzielle Elemente für ein selbstbestimmtes und gesichertes Leben. Deshalb bevorzuge ich es, auf einen Umzug zu verzichten. Denn es ist für mich mit vielen Risiken und Problemen verbunden. Ich kann dabei leider nicht so flexibel wie andere handeln...

Jetzt komme ich zu meinem Anliegen:
Wie bereits mitgeteilt, habe ich ein sehr hohes Interesse für den Bachelorstudiengang "Psychologie" und ich möchte es sehr gerne studieren, weil ich mich in diesem Bereich weiter qualifizieren möchte. Jedoch würde für mich aufgrund der oben erläuterten Faktoren ein Umzug nicht in Frage kommen bzw. wäre nicht möglich. Die Strecke von Lünen nach Hamburg kann ich täglich nicht bestreiten, da ich kein eigenes Auto habe und mit öffentlichen Verkehrsmittel ist die Fahrt unzuverlässig, da die Züge sehr oft ausfallen oder die Barrierefreiheit durch defekte Aufzüge eingeschränkt ist. In Anbetracht dieser Hürden, möchte ich Sie fragen und bitten, ob die Möglichkeit besteht, den Studiengang online zu studieren? Mir ist bewusst, dass es ein Präsenzstudium ist, dennoch wollte ich nachfragen bzw. mich erkundigen, ob es Möglichkeiten gibt, das Studium für individuelle Situationen anzupassen. In Zeiten der Pandemie bestand ebenfalls die Chance auf Online-Lehre. Auch wenn die Pandemie vorbei ist, könnte man eventuell erneut auf die Online-Lehre zurückgreifen, da es ein sehr besonderer Umstand ist. Es liegen gute Gründe vor, die dafür sprechen und ich kann Ihnen gerne ärztliche Atteste einreichen, die meine aktuelle gesundheitliche Lage nochmal bestätigen. Mein Studium Rehabilitationspädagogik habe ich komplett im Online-Format durchgeführt, obwohl schon lange die Pandemie vorüber war und die Präsenz-Lehre stattfand. Auch die mündlichen und schriftlichen Prüfungen wurden im Online-Format durchgeführt, da bei mir Nachteilsausgleich von Schreibzeitverlängerung sowie separater Raum bestand.

Mir ist bereits bewusst, dass es auch Alternativen gibt, wie beispielsweise ein Fernstudium. Allerdings kann ich mir zum einen kein Fernstudium leisten, da ich auf staatliche Unterstützung angewiesen bin und zum anderen, gibt es kein Fernstudium, welches meinen Interessen entspricht. Keines der Fernuniversitäten bieten das entsprechende Studium für Psychologie an, welches ich anstrebe möchte. Ich finde es ungerecht, dass bei Menschen mit Behinderung sehr oft Steine in den Weg gelegt werden bezüglich der Auswahl. Wir sind oftmals sowohl in unserer Entscheidung als auch in unseren Chancen eingeschränkt, da es entweder angesichts des Ortes zu weit weg ist oder es mit hohen Kosten verbunden ist. Man muss sich jedes Mal rechtfertigen, viel Energie und Zeit einbringen sowie starke Nerven haben, um wenigstens kleine Schritte bewältigen zu können. Unsereiner kann nur bis zu einem bestimmten Punkt sich entwickeln bzw. weiterbilden, ab dann wird man mit gewissen Umständen konfrontiert, so dass man in seiner Selbstbestimmung gebremst und eingeschränkt wird. Derartige Umstände erschweren das gleichberechtigte Leben, die Teilhabe in allen Lebensbereichen sowie die Inklusion. Obwohl Inklusion so groß geschrieben wird, sieht es leider in der Praxis nicht weitestgehend so fortgeschritten aus. Es werden Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gemacht, was normalerweise nicht sein dürfte. Menschen ohne Behinderung stehen die Türen in allen Richtungen offen, wohingegen Menschen mit Behinderung meistens eingeschränkt werden. Regeln sind dazu da, um Ausnahmen zu schaffen, um sie zu individualisieren und an den Menschen anzupassen, vor allem für Menschen mit Beeinträchtigung bzw. für besondere Umstände. Dies macht schließlich Inklusion aus, indem sich das System an Menschen anpasst und nicht andersrum. Für Menschen mit Behinderung sowie besondere Umstände sollten mehr Möglichkeiten und Chancen geschaffen werden, auch in ihrer Lebensbestimmung, Entscheidung bzw. Interessen. Selbst, wenn es dafür Individualitäten geschaffen werden müssen. Derartige Lösungen stärken die Zusammenarbeit sowie die Gemeinsamkeit und erweitern die Betrachtungsweisen auf Toleranz, Verständlichkeit, Akzeptanz, Empathie und Möglichkeiten. Da ich Rehabilitationspädagogik studiert habe, weiß ich ganz genau, dass Menschen mit Beeinträchtigung, Teilhabe und Inklusion in diesem Arbeitsfeld enorm im Fokus stehen. Schließlich arbeitet und engagiert man sich im sozialen sowie gesundheitlichen Bereich.

Ich bitte Sie, sich in meine spezielle Situation hineinzuversetzen, mich zu verstehen sowie nachzuvollziehen und mir bitte die Gelegenheit zu geben, diesen Bachelorstudium im Online-Format zu studieren. Es ist mein großer Wunsch, den Bachelor zu absolvieren und mich auf diesem Gebiet in Psychologie bzw. des Gesundheitswesens zu spezialisieren. Für mich ist es die einzige Chance, auf diesem Weg meinem Traum näher zu kommen.

Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Start in die neue Woche.

Mit freundlichen Grüßen
Sümeyra Takkac
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Campus-Center-Sandra-Hoffmann
Beiträge: 1983
Registriert: Mo 6. Jul 2020, 10:12

Re: Anfrage Bachelorstudiengang "Psychologie"

Beitrag von Campus-Center-Sandra-Hoffmann »

Hallo Sümeyra Takkac,

bitte wenden Sie sich für ausführliche Hilfestellung bei Ihrem Studienvorhaben an meine Kolleg:innen aus dem Team für Belange von Studierenden mit Beeinträchtigungen. Ein vereinbarter Telefontermin scheint mir für Sie und Ihre Fragen am sinnvollsten: https://www.uni-hamburg.de/studieren-mi ... l#22810389

Liebe Grüße
Sandra Hoffmann
Beratung und Administration
Campus-Center
Universität Hamburg
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